Volker Nehrbaß-Ahles
staatl. geprüfter Weinbautechniker

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Wenn Häuser erzählen könnten ...

dann hätte unser Haus viel zu berichten, denn es ist eines der ältesten Häuser im Dorf. Das Rittergeschlecht, "die Freiherren von Partenheim" lebten und starben in diesen Mauern.

Es ist ein typisch fränkischer Hof mit Wohnhaus zur Straße, umbautem Innenhof und einer Scheune hinter dem Haus. Zum Freihof gehörte nicht nur unser Haus , sondern auch noch die Nachbargrundstücke der Familien Ranzenberger / Amberger (Hausnummer 74) und Einsfeld (Hausnummer 76) in der Vordergasse.

Leider ist vom ehemaligen Glanz der Burganlage nicht mehr viel geblieben. Kriege, Überfälle und der Zahn der Zeit haben ihre Spuren hinterlassen.

Manche Generation hat nach ihren wirtschaftlichen Verhältnissen Umbauten am Haus vorgenommen. Anlässlich eines Festes wurde das schöne alte Fachwerk "zu geputzt" und die alte massive Holztür durch eine damals moderne, farbige Holzglastür ersetzt. Nach dem Krieg musste alles "Alte" verschwinden!

Von außen ist dem Haus nicht viel anzusehen, aber in seinem Innern trägt es Schätze aus vielen Jahrhunderten. Wer sich die Zeit nimmt und genau hinsieht, erkennt am Treppenaufgang ein Wappen in Stein gemeißelt: das Wappen "derer von Leyen", das Wappen der dritten Ehefrau und die Jahreszahlen 1561 und 1947. 1947 war das Jahr der Renovierung im zweiten Weltkrieg.

Betritt man das Haus, so geht man über alte Fliesen aus dem 19. Jahrhundert. Rechts unter der Treppe haben wir vor 1993 Jahren ein kleines Bad installiert und dabei einen Teil der Turmwand aus herrlichem Bruchstein freigelegt. Es handelt sich um einen der drei Türme der ehemaligen Burganlage zu Partenheim, die auf einer alten Karte verzeichnet sind: der Kirchturm, der Turm des wallbrunnschen Schlosses und der Turm unseres Hauses.

Bei Ausschachtungsarbeiten am Fuße des Turmes, für die Verlegung der Rohrleitungen, hinunter durch den alten Weinkeller unsere Weingutes, entdeckten wir ein zerbrochenes Deckelchen, 10,7 cm im Durchmesser, handgetöpfert, aus gelblichen, unglasiertem Ton. Laut Landesamt für Denkmalpflege stammt es aus der Römerzeit. Damit hatten wir den Beweis, dass unser Haus auf geschichtsträchtigen Boden seht und vielleicht noch älter ist als angenommen.

Wenn wir uns vom Flur ausgehend nun der linken Seite zuwenden, kommen wir in die Räumlichkeiten meines Kosmetikinstituts. Die Giebelwand im Osten ziert ein großes Portal von 3,95 m Breite, 2,80 m Höhe und einer Tiefe von 0,55 m. Das Tor ist im Inneren des Bogens mit originalen, alten Malereien ausgestattet, die 1992 fachmännisch restauriert wurden. Oberhalb des Portals befinden sich zwei Wappen: das von Philipp von Partenheim und das seiner dritten Ehefrau Jacobe von Leyen, sowie die Jahreszahl 1561, die Zeit der Renaissance.

Diesen Schatz entdeckten wir bei Renovierungsarbeiten 1983. Vom Portal war nichts zu sehen. Davor stand eine Mauer und der Rest war übertapeziert. In einer Vertiefung befand sich ein Wandschrank. Als wir ihn herausrissen, weil er völlig wurmstichig war, fiel die Vorwand zusammen und dahinter kam das Portal zum Vorschein.

Beim Adel war es so Sitte, dass der Herr für die Dame des Hauses etwas neues angebaute. Dieser Anbau wurde mit dem Wappen von beiden geschmückt. ("Allianzwappen") Das Portal ist an der Rückwand zugemauert, dahinter befindet sich unser Torhaus. Oberhalb, auf dem angrenzenden Dachboden ist der Beginn eines Sandstein-Kreuzgewölbes zu erkennen. Wir nehmen an, dass es vielleicht einmal in einen Rittersaal oder in eine Hauskapelle führte .

Ein Kunde sagte einmal, als er so im Stuhl lag: "Ich würde gerne mal wissen, wer schon alles durch dieses Portal geschritten ist." Und so mancher Gast des Weingutes, fragte auch schon mal, ob ein Burggeist sein Unwesen bei uns treiben würde.

Im letzten Jahr 2006 haben wir die komplette Turmwand freigelegt und auch den Eingang zum Turm gefunden aber leider keine Jahreszahl . Wir vermuten, dass der Turm aus dem 13.- 14. Jahrhundert stammt. Das kleine Sandsteinportal weist eine Besonderheit auf: Es ist nicht gleichmäßig! Steinmetze haben an der linken Seite eine Ecke nicht abgeschlagen. Damals war es üblich, den Bogen nicht perfekt heraus zu arbeiten, wenn er nicht zu Repräsentationszwecken diente. Wenn man diesen Sandsteinbogen , der zu gemauert ist, einfach durchbrechen würde, würden wir bei unseren Nachbarn der Familie Ranzenberger im Hof stehen und nicht am Beginn einer alten Wendeltreppe, die auf die Zinnen des Turmes führte.

Als der Partenheimer Hof verkauft wurde, wurde genau die Grenze durch die Turmmitte gezogen und Familie Ranzenberger hat ihre Hälfte des Turmes in den 1960er Jahren abgerissen. Unter ihrem Haus existiert noch der alte Keller, der über dem Eingang auch von einem Allianzwappen geschmückt wird: das der Familie "von Partenheim und von Hunolstein" sowie die Jahreszahl 1604.

Philipp von Partenheim lebte in der Zeit der Renaissance von 1538-1603, er war Ortsherr von Partenheim und Besitzer des Partenheimer Hofes. Er heiratete dreimal, für die damalige Zeit nichts ungewöhnliches, da Frauen oft im Kindbett oder an anderen Krankheiten starben. Der schwarze Tod, die Pest, hat auch so manchen dahin gerafft.

Im Jahr 1796, nachdem die Linie von Partenheim ausgestorben war, wurden Gut und Haus samt der Mühle bei Nieder-Hilbersheim an die hiesige Schloßherrin Eleonore von Wallbrunn, für die Summe von 20.000 Gulden verkauft. Sie starb im Alter von 82 Jahren, am 7.12.1832.

Nach ihrem Tod, sie war verwitwet und hatte keine Erben, wurde das Schloss und der Partenheimer Hof versteigert und ging in bürgerliche Hände über. Herr Weigand kaufte das Haus, und es wurde aus unserem Hof das "Gasthaus zur Linde" und die jetzigen Kosmetikräume waren Schankraum, deshalb auch der Wandschrank für Gläser.

Herr Weigand verkaufte das Haus an Herrn Nehrbaß, der Landwirt und Winzer war. Seine Tochter heiratet Herrn Wilhelm Ahles. Sie war todkrank und wollte nicht unverheiratet sterben. Kurz nach der Hochzeit starb Dora Nehrbaß-Ahles. Die Ehe blieb kinderlos. Herr Wilhelm Nehrbaß-Ahles heiratete in zweiter Ehe Frau Elisabeth Mann aus Partenheim. Das waren die Großeltern meines Mannes. Aus dieser Ehe stammen zwei Kinder, Hildegard und Erwin.

Erwin, der Vater meines Mannes, hat Haus und Weingut übernommen und an ihn vererbt. Seit 1983 lebe ich mit meinem Mann Volker in diesem geschichtsträchtigen Haus. Seitdem sind wir, natürlich in Abständen, in unserem Haus am renovieren! Vielleicht wird unser Sohn Aaron Haus und Gut übernehmen - und mit Liebe und Ehrfurcht zur Geschichte unser Werk vollenden.

Das Haus wird noch einige Geheimnisse bergen und manche Überraschung für uns bereit halten. Jedoch den Burgschatz suchen wir bis heute vergebens. Es gibt nicht um sonst das schöne Sprichwort: "Schenke jemandem ein altes Haus und er hat Freude daran sein Leben lang!"

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